David Roberts, R.A. (1796 - 1864) - Biographie und Reisen

Jugend und Ausbildung

David Roberts wurde als Sohn eines Schusters am 24. Oktober 1796 in Stockebridge, nahe Edinburgh, geboren. Angeregt durch seine Familie fing er schon als Kind an, seine Umgebung, besonders die Schlösser und Ruinen in der Nähe seines Heimatortes, in Bildern festzuhalten und genau zu beschreiben. Im Alter von 11 oder 12 begann er eine siebenjährige Ausbildung bei einem Maler vor Ort, von dem er auch die grundlegenden Techniken der Gestaltung lernte.

Aber das meiste brachte er sich selber bei, indem er unermüdlich Zeichnungen, Skizzen und Malereien anfertigte. Allgemeinen kann man sagen, dass er sein ganzes Leben ein enorm talentierter Autodidakt blieb.

1815-16 begann er als Bühnenbildner an einem kleinen Theater in Edinburgh zu arbeiten. Einige Jahre später wurde er offizieller Bühnenbildmaler beim Royal Theatre in Glasgow und etwas später in Edinburgh.

Beginn seiner Karriere

Schon zu dieser Zeit wurde er zunehmend bekannter und 1821 bekam er ein Angebot, für das Drury Lane Theater in London zu arbeiten und zwei Jahre später für das Covent Garden Opernhaus.

Um 1826 veröffentlichte er seine 'Ansicht der Kathedrale von Rouen'. Das Bild wurde von der Royal Academy ausgestellt und erhielt hohes Lob von allen Kritiker. Danach erhielt er mehr und mehr Anfragen von Privatkunden und 1830 entschloss er sich, seinen Beruf als Bühnenbildner aufzugeben und eine neue Karriere als Studiomaler zu beginnen. Schon 1831 wurde er zum Vorsitzenden der 'Society of British Artists' gewählt.

Reisen durch Europa

Von 1831 an unternahm er seine ersten Reisen durch Europa. Zuerst besuchte er Frankreich, 1832/33 verbrachte er fast zwei Jahre in Spanien, zu dieser Zeit ein nur wenig bekanntes Land in Europa. Er zeichnete Bauwerke und Ruinen aus allen möglichen Epochen.

Von seinen Reisen - auch nach Deutschland und den Niederlanden - brachte er eine große Anzahl an Zeichnungen mit, die ihm als Vorlage für viele seiner bekannten Bilder dienten, wie z.B. ,Pilgrims of the Rhine' oder ,Picturesque Sketches of Spain'.

So wuchs sein Bekanntheitsgrad als Künstler und seine Kenntnisse über Landschaften wie auch Architekturstile spielten eine immer größere Rolle für den zunehmenden Erfolg seiner Bilder.

Reisen durch Ägypten

Roberts verließ London im August 1838, um den Nahen Osten zu bereisen. Ende September kam er in Alexandria (Nr. 1) an. Hier traf er den britischen Konsul, Robert Thornburn, der ihn sehr bei seinem Vorhaben unterstützte. Am 27. September brach Roberts nach Kairo auf, das er am 30. September erreichte. Hier blieb er erst einmal eine Woche, um seine Reise entlang des Nils vorzubereiten und er hatte nur die Zeit für eine Zeichnung (No. 3). Roberts mietete ein Boot und am 6. Oktober startete er mit einer Mannschaft von 8 Begleitern - plus einem Privatdiener - den Nil aufwärts nach Nubien und Abu Simbel.

Nr. 1 - Hafen von Alexandria
Nr. 3 - Die Fähre von Giseh im Hafen von Kairo

Roberts war sehr beeindruckt von der umgebenden Landschaft mit ihren Tempelanlagen und archäologischen Sehenswürdigkeiten, obwohl vieles noch nicht ausgegraben war und die wichtigsten Tempel noch in sehr viel Wüstensand steckten.

Während der sehr anstrengenden Reise nilaufwärts fertigte Roberts nur etwa ein Dutzend Zeichnungen. Am Freitag, den 9. November 1838, erreichten sie Abu Simbel und Roberts bemerkte in seinem Tagebuch, dass sich allein für dieses Monument die Reise nach Nubien schon gelohnt hätte. Die anderen Mitglieder der Expedition reisten weiter bis Wadi Halfa, um den zweiten Katarakt zu sehen, während Roberts in Abu Simbel blieb, um einige Zeichnugen anzufertigen.

Am 11. November begannen Sie, den Nil wieder abwärts zu reisen und Roberts schrieb in sein Tagebuch: "Thank God our vessel's prow now faces the north and civilization". Auf dem Rückweg zeichnete und beschrieb er so viel und detailliert wie möglich das Land und seine Bewohner.

Nur wenige Stunden nach Antritt ihrer Rückreise machten sie ihr Boot unweit der Befestigungsanlage von Ibrim (Nr. 5, 6) fest. Die kommenden Tage besuchten sie die Tempel von Wadi Maharraka und Wadi Dabod (Nr. 7, 8), den Temple von Dakke, den Felsentempel von Gyrshe und den Tempel von Kalabsha (Nr. 9-11). Im Wadi Kardassy malte Roberts eine Gruppe von Nubiern, denen er einige Souvenirs zu einem sehr günstigen Preis abkaufte.
Vom 17. bis 19. November blieben sie auf der Insel Philae. Auf ihrem Weg nach Karnak und Luxor zeichnete Roberts den Tempel von Kom Ombo, den Tempel von Edfu (Nr. 16, 17) und den Tempel von Esna (Nr. 18).
Am 26. November 26 kam Karnak in Sicht und sie machten ihr Boot in der Nähe des großen Heiligtums fest. Während der nächsten Tage zeichnete Roberts mehrere Bilder des Tempels von Karnak (Nr. 19). In seinem Tagebuch bemerkte er: "Karnak is even more astonishing than Luxor. Its magnificence is unimaginable. Trying to describe rationally what I have seen would be ridiculous."
Vielleicht deshalb verbrachte er nur einen Tag, den 1. Dezember, in Luxor und reiste schon am nächsten Tag in das Tal der Könige (Nr. 21), nach Theben und zu den Memnonskolossen. Am Nachmittag des 5. Dezember verließen sie Theben und erreichten am nächsten Morgen Dendera und Roberts fing gleich wieder an zu zeichnen (Nr. 22). Bis zum 9. Dezember hatte Roberts 100 Zeichnungen von allen wichtigen Tempeln von Abu Simbel bis Dendera fertiggestellt und er beschloss, zufrieden mit seinen Arbeiten, von Dendera aus direkt nach Kairo zurückzufahren.
Am Morgen des 21. Dezember erreichten sie endlich Kairo. Roberts mietete ein Haus und verbrachte über einen Monat in der Stadt. Gekleidet wie ein Araber wanderte er durch die Straßen und hielt Menschen wie Gebäude der Stadt in über zwei Dutzend Bildern fest (Nr. 23 - 28). Am 17. Januar 1839, kehrte er zu den Pyramiden zurück, die er schon dreieinhalb Monate zuvor besucht hatte. Jetzt entstanden seine eindrucksvollen Bilder der Pyramiden und der Sphinx (Nr. 29, 30).

Reisen durch das Heilige Land
Am 7. Februar begann Roberts den zweiten Teil seiner Reisen durch den Nahen Osten. Er verließ Kairo in Richtung Heiliges Land mit 15 arabischen Begleitern und 21 Kamelen.
Zuerst zogen sie über Sues zum Berg Sinai. Hier blieben sie vom 18. bis 23. Februar im Katharinenkloster (Nr. 31). Dann reisten sie entlang des Golfes von Akaba (Nr. 32) nach Petra und zum Berg Hor. Sie erreichten diese Gegend am 6. März und Roberts fertigte in den nächsten Tagen Skizzen von allen historischen Sehenswürdigkeiten der Umgebung (Nr. 34 - 38). Petra erwies sich für Roberts als Wunder der Baukunst antiker Amphitheater und möglicherweise 'als eines der größten Herausforderungen auf Erden für einen Künstler'.
Am 6. März verließen sie diese Gegend wieder, querten das Wadi Araba (Nr. 39) und reisten, vorbei an den Ruinen von Semua (Nr. 40), in Richtung Hebron. Auf ihrem Weg nach Jerusalem machten sie einen Umweg über Beth Gebrin, dem früheren Eleutheropolis (Nr. 41), über Gaza, Askelon, Ashdod, Jaffa und Lod, um keines dieser wichtigen historischen Stätten auszulassen.
Am 29. März, einem Karfreitag, kamen sie nach Jerusalem und Roberts schrieb in sein Tagebuch: "I made the circuit of the city walls, proceeding northward by the gate of Damascus and the Valley Jehoshaphat to the hill of Sion, where the tomb of David is placed."
Während der ersten Tage in der Stadt malte er nur einige wenige Bilder (Nr. 42) und nach drei Tagen Aufenthalt entschied er sich, einen Ausflug in die Umgebung zu unternehmen, um in einer Woche Jericho (Nr. 44), den Jordan und das Tote Meer (Nr. 45, 46) zu besichtigen. Über das Kloster St. Saba und Bethlehem kehrte er dann nach Jerusalem zurück, wo er noch eine weitere Woche blieb, um mehrere Bilder anzufertigen (Nr. 48).
Der dritte Teil seiner Reise durch das Heilige Land führte ihn durch den nördlichen Teil des Landes, von Jerusalem nach Baalbec. Am 15. April brach er nach Nablus auf und auf dem Weg dahin macht er einige Skizzen (Nr. 49). Von Nablus folgten Roberts und seine Begleiter einem Weg nach Nazareth, der sie an dem imposanten Berg Tabor (Nr. 50) vorbei führte.
Von Nazareth (Nr. 51) aus führte sie ihr Weg nach Kana in Galiläa und zum See Genezareth (See von Tiberias). Roberts schreibt in seinem Tagebuch: "April 21, Sunday: Passing on through a beautiful country we came in sight of the Sea of Galilee. Far to the left is Mount Hermon, and near to us Safed." Von hier reisten sie westlich nach Haifa, zum Berg Carmel und dann die Küste entlang nach Norden über Tyros (Sur, Nr. 52) nach Sidon (Nr. 53 - 55), dem alten und wichtigsten Hafen der Phönizier.
In den ersten Tagen des Mai erreichten sie Baalbek, das frühere Heliopolis. Wegen hohen Fiebers musste Roberts einen Tag das Bett hüten, aber schon den nächsten Tag fing er wieder an zu arbeiten. Die folgende Woche blieb er in Baalbek und fertigte ein halbes Dutzend an Skizzen (Nr. 56 - 59). Unter diesen sind mit seine besten Arbeiten und für das Ölgemälde "Doorway of the Temple of Bacchus", das er nach den in Baalbek erstellten Vorzeichnungen später in London malte, wurde er zum Mitglied der Royal Academy (R.A.) gewählt.
Am 13. Mai nahm Roberts ein Schiff zurück nach Alexandria, wo er drei Tage später ankam. Etwa eine Woche später trat er seine Heimreise nach London an. Dort kam er am 21. Juli 1839 wieder wohlbehalten an.

Die Veröffentlichung der Lithographien
Zurück in London legte er die Resultate seiner Reisen - 272 Einzelbilder, ein Panoramabild von Kairo und drei volle Skizzenbücher - zahlreichen Verlegern vor. Bei Francis Graham Moon stieß er auf das notwendige Interesse. Dieser bot ihm dreitausend Pfund für die Veröffentlichung seiner Arbeiten an.
Die Lithographien wurden von Louis Haghe auf der Grundlage von Roberts' Zeichnungen und Beschreibungen angefertigt. Für die Herstellung der Abbildungen wurden mehr als 600 Lithosteine verwendet. M. Tayman schrieb: "Roberts' Projekt über das Heilige Land und Ägypten ist das kühnste Werk, das je in England im Bereich der Lithographie entstanden ist."
Für das lithographische Verfahren verwendete L. Haghe und seine Assistenten verschiedene Verfahren, um zahlreiche Tönungseffekte zu erreichen. Die Lithographien wurden in 1, 2 oder 3 Farben gedruckt.
Die Bilder wurden von F.G. Moon zwischen 1842 und 1849  in London herausgegeben und in sechs Bänden mit insgesamt 247 Abbildungen veröffentlicht. Den Text für die Serie über das Heilige Land schrieb Rev. George Croly und William Brockedon verfasste den Text über Ägypten und Nubien. In der Subskriptions- oder Vorzugsausgabe, die zur gleichen Zeit wie die Erstausgabe veröffentlicht wurde, erschienen die Bilder wie Aquarelle - jedes einzelne Bild wurde ausgeschnitten, ohne Text auf einen festen Karton montiert und handkoloriert.
Zwei Jahre nach Roberts' Rückkehr nach London wurde er als Mitglied in die Royal Academy (R.A.) gewählt. Nun begann er wieder viele Länder Europas zu bereisen und während der nächsten Jahrzehnte hatte er großen Erfolg mit seinen Bildern und Druckgraphiken sowohl in Britannien wie auch auf dem Kontinent. Er gewann viele Preise und Auszeichnungen. Zu seinen Kunden wie auch Freunden gehörten viele der führenden Persönlichkeiten seiner Zeit, wie Charles Dickens, William Turner oder William Thackeray.
David Roberts starb im Alter von 68 Jahren am 25. November 1864 und wurde auf dem Friedhof von Norwood beigesetzt. Die private Sammlung seiner Zeichnungen, Skizzen und Druckgraphiken wurde schon ein Jahr später bei Christie's versteigert und in die ganze Welt verstreut. Die meisten seiner Ölgemälde sind heute in den wichtigsten Museen Englands und Schottlands zu sehen.